Brooklyn Rider
Mit ihren kreisenden Melodien, ihren repetitiven Strukturen und ihren gleichmäßig pulsierenden Rhythmen zieht die Musik von Philip Glass das Publikum in ihren Bann. Als einer der Hauptvertreter der Minimal Music schafft Glass Klänge von hypnotischer Wirkung, die sich zunächst kaum zu verändern scheinen, beim genaueren Hinhören aber stetig voranschreiten und in der vermeintlichen Monotonie einen ganz besonderen Sog entfalten. Glass greift mit seinen Streichquartetten nicht nur auf die Königsdisziplin der Kammermusik zurück, sondern lässt in seine Komposition auch Einflüsse aus der indischen Musik sowie aus Malerei, Film, Theater, Tanz und Literatur mit einfließen. So war sein Quartett Nr. 2 als Zwischenmusik für Samuel Becketts Prosagedicht „Company“ gedacht und reflektiert Themen wie Einsamkeit und Identitätsverlust auf bezwingend lyrische Art und Weise. Das Quartett Nr. 3 diente als Filmmusik für eine Dokumentation über den schillernden japanischen Schriftsteller und selbsternannten Samurai Yukio Mishima, während das Quartett Nr. 4 Glass‘ sehr persönliche und anrührende Hommage an den früh an Aids verstorbenen Maler und Fluxus-Künstler Brian Buczak ist. Gegenüber solchen außermusikalischen Inspirationsquellen wollte der Komponist mit seinem fünften Quartett ein Werk schreiben, „das von der Musikalität handelt, in gewisser Weise das ernsteste aller Themen.“
Alle diese Werke sind in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren entstanden, nachdem Glass seinen Stil perfektioniert hatte und mit Opern wie „Einstein on the Beach“ oder „Akhnaten“ zu einem der populärsten amerikanischen Komponisten geworden war. Die Gattung Streichquartett ließ ihn jedoch auch in jüngerer Zeit nicht los. Davon zeugen Quartettkompositionen von 2014 und 2017.
Das Ensemble Brooklyn Rider aus New York, das sich vor allem mit genreübergreifenden Projekten und im Bereich der zeitgenössischen Musik einen Namen gemacht hat, beschwört den Geist der Minimal Music herauf, die eng mit dieser Stadt verknüpft ist.
Text: Florian Heurich

Dieses Konzert wird vom Bayerischen Rundfunk – BR Franken mitgeschnitten und auf BR-Klassik gesendet.