Fazil Say
© Fethi Karaduman
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Fazil Say

(City of Birmingham Symphony Orchestra / Kazuki Yamada)

Wo

Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal, Erlangen

Tag

Uhrzeit

Besetzung

City of Birmingham Symphony Orchestra  
Fazil Say, Klavier
Kazuki Yamada,
Leitung

Programm

Hector Berlioz
Le carnaval romain – Konzertouvertüre op. 9

Maurice Ravel
Konzert für Klavier
und Orchester G-Dur (1931)

Leonard Bernstein
West Side Story – Sinfonische Tänze

Maurice Ravel
La Valse. Poème chorégraphique

FAZIL SAY, DAS CITY OF BIRMINGHAM SYMPHONY ORCHESTRA UND KAZUKI YAMADA

„Er ist nicht nur ein genialer Pianist, er wird zweifellos einer der großen Künstler des 21. Jahrhunderts sein.“ So schrieb die Pariser Tageszeitung „Le Figaro“ schon vor Jahren in weiser Voraussicht über ihn. Fazil Say, der kosmopolitische türkische Musiker von stupender Vielseitigkeit. Er ist ein brillanter Pianist mit einem breiten Repertoire vom Barock bis zur Moderne, er ist ein enorm kreativer Komponist, der mit seiner sprechenden polystilistischen und multikulturellen Musik viel zu sagen hat, und er ist ein Dirigent von Rang. Außerdem ist er ein Mann von literarischer Intelligenz, der sich auch verbal zu artikulieren weiß. Und nicht zuletzt ist er ein Humanist, ein Menschenfreund, ein Aktivist für Bürgerrechte, Natur- und Umweltschutz, der stets beherzt und freimütig mit Wort und Tat Stellung bezieht. Fazil Say – eine in vielen Facetten bunt schillernde Persönlichkeit. Nach seinem Erlangen-Debüt im Jahr 2006 ist der Ausnahmemusiker im Frühjahr 2025 nunmehr bereits zum fünften Mal beim gVe in der Heinrich-Lades-Halle zu Gast.

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© Marco Borggreve

„… wie ein Vulkan, eine Form von unfassbarer Kraft und Energie“

Fazil Say hat einen intellektuellen familiären Background. Als Sohn einer Pharmazeutin und eines Musikwissenschaftlers und Schriftstellers wurde er 1970 in Ankara geboren. Mit fünf Jahren begann er mit dem Komponieren und Klavierspielen. Beides studierte er dann zunächst am Konservatorium in Ankara, an dem der türkische Klavieraltmeister Mithat Fenmen zu seinen Lehrern gehörte. „Er war ein Pianist der alten Schule“, erzählt Fazil Say, „ein Schüler von Alfred Cortot, damals in Paris. Für ihn zählten ein sehr deutlicher Klang und wenig Pedal, sehr klassisch eben.“ Ausgestattet mit einem Stipendium setzte Fazil Say 1987 sein Studium an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf fort und schloss es 1995 an der Berliner Universität der Künste ab. Bereits im Jahr zuvor hatte er die weichenstellenden Young Concert Artists International Auditions in New York gewonnen, womit seine Weltkarriere ihren Lauf nahm. Mittlerweile hat Fazil Say mit wohl nahezu allen namhaften Orchestern der Welt konzertiert und als Kammermusiker mit vielen prominenten Kolleginnen und Kollegen musiziert, so auch mit der Geigerin Patricia Kopatchinskaja, die von dem türkischen Musiker sagt, er sei „wie ein Vulkan, eine Form von unfassbarer Kraft und Energie.“

Fußballfan und Familienmensch mit Freude am Leben

Von Bach über Beethoven und Brahms bis Bartók und weiter zu Ligeti reicht Fazil Says Repertoire, das er jährlich in rund einhundert Konzertauftritten inklusive Tourneen gewissermaßen rauf und runter spielt. „Zigaretten sind gute Freunde gegen Stress, Einsamkeit und die nicht immer freundlichen Begleitumstände einer Tournee“, bekennt er. Auch dem Alkoholischen, insbesondere dem Whiskey, ist er nicht abgeneigt. „Aber“, und das betont er, „niemals vor dem Konzert!“ Entspannung findet der Fernabahçe-Fan beim Fußball, den Rückhalt zum Kräftesammeln im Zuhause bei Frau und Kind in Istanbul. „Unsere Wohnung ist glücklicherweise sehr ruhig, obwohl sie sich in der Stadtmitte befindet. Sogar einen kleinen Garten haben wir. Gerade dort ist es unheimlich idyllisch. Ich fühle mich dann wahrhaftig zu Hause und kann zur Ruhe kommen. Ohnedies bleiben wir sehr viel zu Hause, laden unsere Freunde zum Essen und Trinken ein. Wir haben Spaß am Leben.“

© Fethi Karaduman
© Marco Borggreve

Musikalische Funken sprühender Ravel

Beim gVe spielt Fazil Say im Mai 2025 das so spritzige und musikalisch überschäumende wie nostalgisch verträumte G-Dur-Klavierkonzert des Bolero-Komponisten Maurice Ravel. „Es ist ein Concerto im echten Sinn des Wortes“, schrieb er, und erklärend fuhr er fort: „Ich meine damit, dass es im Geist der Konzerte von Mozart und Saint-Saëns geschrieben ist.“ Mozart und Saint-Saëns hat Fazil Say bereits beim gVe gespielt, wobei der Allrounder ein Konzert des Salzburgers auch vom Klavier aus selbst dirigierte. Dieses Mal ist ein Dirigent mit von der Partie: Am Pult des traditionsreichen City of Birmingham Symphony Orchestra steht dessen Chefdirigent, das ist seit 2023 der Japaner Kazuki Yamada, Jahrgang 1979, Sieger beim Internationalen Wettbewerb für junge Dirigenten in Besançon 2009 und seit 2016 auch Chef des Orchestre Philharmonique de Monte-Carlo. Neben Ravels Konzert dirigiert er auch dessen rauschhaft klangsinnliches Tanzpoem „La Valse“, außerdem die Sinfonischen Tänze aus Leonard Bernsteins Musical-Jahrhunderthit „West Side Story“ und die zündende Konzertouvertüre „Der römische Karneval“ des französischen Erzromantikers Hector Berlioz – ein Feuerwerk der effektvollen Orchestervirtuosität!

Text: Klaus Meyer