© Kaupo Kikkas
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Janine Jansen

(Camerata Salzburg / Gregory Ahss)

Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal, Erlangen

Camerata Salzburg
Janine Jansen,
Violine
Gregory Ahss,
Violine und Leitung

Richard Dubugnon
Piccolo concerto grosso op. 87

Francesco Geminiani
Concerto grosso op. 5 nr. 12 d-moll „La Fiolla“

Nino Rota
Concerto for String Orchestra (Concerto per archi)

Antonio Vivaldi 
„Die vier Jahreszeiten“ für Violine, Streicher und Basso continuo op. 8

Janine Jansen


Es ist auch für das Publikum eine interessante Erfahrung, wenn eine ausgewiesene Stradivari-Expertin wie Janine Jansen zusammen mit der renommierten Camerata Salzburg auf „ihrer“ (von einem Mäzen zur Verfügung gestellten) derzeitigen Stradivari Shumsky-Rode (1715) zu erleben sein wird. Wie so oft bei großen Künstlern der Klassik, verbindet die bestens aufeinander eingespielten Musikerinnen und Musiker eine andauernde, gemeinsame Zeit des Musizierens und Experimentierens. Die Mischung aus höchster künstlerischer Reife, Lebendigkeit und Neugier zeichnen Jansen aus, die sich übrigens auch größter Beliebtheit bei den BBC Proms London erfreut. 

© Kaupo Kikkas
© Kaupo Kikkas

Einen außergewöhnlichen Bekanntheitsgrad hat die 48-jährige aus den Niederlanden stammende Violinistin zusätzlich mit ihrem praktischen Vergleich und der Aufnahme von zwölf der wertvollsten Stradivari-Geigen erlangt. Diese Ehre (und aufwendige Organisation) ist sonst keinem Geigerstar je zuteil geworden: 

Alle zwölf Violinen stammen vom italienischen Geigenbauer Antonio Stradivari und wurden von einer enzyklopädischen Liste der größten Violinisten gespielt. Jeder von ihnen hat seinen eigenen unverwechselbaren Klang und Charakter auf den Instrumenten gestaltet. Was die Meisterviolinisten aus diesen Instrumenten herausholen, heraushören, entwickeln dauert normalerweise Monate, wenn nicht Jahre. Sie sind irgendwann das spezifische klangliche Aushängeschild eines Solisten. Jansen hatte nur ein paar Tage mit diesen Violinen, bevor sie in Begleitung des Pianisten Sir Antonio Pappano ins Aufnahmestudio ging (Janine Jansen: 12 Stradivaris). In dem Film „Falling in Stradivari“ ist diese wahrlich exklusive Reise (2022) dokumentiert, die von der Times als eine der „herausragendsten Dokumentationen über Musik“ gerühmt wurde. 

Das Repertoire des Erlanger Konzerts ist perfekt für klangliche Erfahrungen und darüber hinaus wie gemacht für die niederländische Spitzengeigerin Janine Jansen: Zwei berühmte barocke Werke, Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ und Geminianis virtuose Variationen des bekannten „Follia“-Themas , stehen zwei packenden modernen Werke gegenüber. Klassiker der Musikgeschichte neu zu interpretieren, das ist die Spezialität der Geigerin, so ist auch Vivaldis meistgespieltes Werk gewiss durch einen neuen, ungehörten Ansatz vitalisiert.


© Decca/Marco Borggreve
© Kaupo Kikkas

Ein beliebter, oft gespielter Komponist der Klassikszene ist der aus Lausanne stammende Richard Dubugnon. Der auch als Kontrabassist Furore machende Musiker hat für Janine Jansen nicht nur ein Violinkonzert (2008), sondern auch eine Reihe weiterer Werke komponiert. Das 2020 komponierte „Piccolo concerto“ gehört zum gern gespielten Standardrepertoire der Geigerin. Die New York Times bescheinigt dem Komponisten „spielerische moderne Sensibiltät“ in seinen Kompositionen. Janine Jansen und die Salzburger Camerata nehmen das lebhafte „Piccolo concerto“ immer wieder gern in ihr Programm auf. 

Mit Nino Rotas „Concerto per archi“ erlebt das gVe-Publikum ein filmreifes Streicherkonzert, das Jansen vom ersten Streicherpult aus leiten wird. Die Musiksprache des famosen italienischen Filmkomponisten ist einzigartig, unverkennbar, voller Sentiment. So wird an diesem Abend ein frischer Wind durch altbekannte und neuere Partituren wehen, der mehr als ein harmloses Lüftchen ist …

Text: Johanna Wilhelmi