Headshoot von Manfred Honeck in dunklen Farben
© Todd Rosenberg
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Johann Strauss – Wiener Blut

(Bamberger Symphoniker Manfred Honeck / Jasmin Delfs)

Heinrich-Lades-Halle, Großer Saal, Erlangen

Johann Strauss – Wiener Blut
Bamberger Symphoniker
Jasmin Delfs,
Sopran
Manfred Honeck, Leitung

Franz von Suppè
Leichte Kavallerie

Robert Stolz
Du sollst der Kaiser meiner Seele sein

Johann Strauss
Kaiserwalzer

Franz Lehár
Wäre es auch nichts als ein Traum
vom Glück (aus „Eva“)

Johann Strauss
Der Zigeunerbaron, Ouvertüre

Franz Lehár
Meine Lippen, sie küssen so heiß

Johann Strauss
Éljen a Magyar!, Polka schnell

Johann Strauss
Waldmeister, Ouvertüre

Johann Strauss
Banditen-Galopp

Johann Strauss
Mein Herr Marquis

Johann Strauss
Wiener Blut, Walzer

Johann Strauss
Sängerlust, Polka française

Johann Strauss
Tritsch-Tratsch-Polka, Polka schnell

Johann Strauss
Spiel ich die Unschuld vom Lande

Johann Strauss
Unter Donner und Blitz, Polka schnell

Alles Walzer, oder was?

Die Bamberger Symphoniker, Manfred Honeck und Jasmin Delfs


„Alles Walzer“, so lautet die einst von Johann Strauss – der Walzerkönig höchstpersönlich – ausgegebene Parole, wenn beim Wiener Opernball die Tanzfläche für alle freigegeben wird. Neben den Walzern stehen die Polkas und Märsche von Johann Strauss und seinen Söhnen Johann, Josef und Eduard auch im Zentrum der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, dabei oft flankiert von Werken anderer Komponisten aus dem Umkreis oder in der Nachfolge der Strauss-Dynastie. Mit einem Repertoire solcher Art zaubern die Bamberger Symphoniker bei ihrem Abend in Erlangen Anfang Oktober 2025 beschwingte Champagnerlaune in die Heinrich-Lades-Halle. Es ist kein vorzeitiges Silvester- oder Neujahrskonzert, sondern es wird die Galionsfigur der Strauss-Dynastie gefeiert – Walzerkönig Johann Strauss, dessen Geburtstag sich am 25. Oktober 2025 zum 200. Mal jährt. Am Pult der „Bamberger“ steht deren Spezialist fürs Wienerische: Manfred Honeck aus Österreich, ehemaliger Wiener Philharmoniker und heute längst ein weltweit gefragter und gefeierter Konzert- und Operndirigent, seit 2008 Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra, seit 2023 Ehrendirigent der Bamberger Symphoniker – ein Mann von unverwechselbarem musikalischem Profil und menschlichem Charakter.

Keine Website, wenig Social Media, aber …

Manche Dirigenten küssen vor ihrem Auftritt die Manschettenknöpfe ihres Lehrers, manche schlagen drei Mal aufs Holz, manche marschieren schnurstracks aufs Podium. Manfred Honeck macht etwas anderes:  „Ich bete vor Auftritten – oft mit 50 Leuten in meiner Dirigenten-Lounge. Manche sind jüdisch, manche muslimisch, manche kommen einfach, um mit mir das Gebet zu sprechen.“ Der Musiker ist gläubiger Katholik, darum bestrebt, den Glauben in den Mittelpunkt seines Lebens und Berufes zu stellen. „Meine Werte liegen darin, den Menschen mitzunehmen und zu lieben“, sagt er. „Als Dirigent nehme ich mich eher zurück und stelle mehr den Komponisten oder die Komposition in den Vordergrund.“ Dies erklärt, dass Manfred Honeck keine Website führt und auch wenig in den sozialen Medien unterwegs ist. Nur einen Facebook-Account, den seine Söhne bearbeiten, hat er.

Debüt mit „Die Fledermaus“ 

Manfred Honeck stammt aus dem Ländle, wie man Vorarlberg, das Bundesland im Westen Österreichs, nennt. Im idyllisch gelegenen Nenzing kam er 1958 zur Welt. Dort und in Wien wuchs er auf. Als Kind spielte er Zither und Violine. An der Wiener Musikhochschule studierte er dann Violine und Bratsche. Seine professionelle Musikerlaufbahn begann er 1983 als Bratschist der Wiener Philharmoniker. Zum Dirigieren kam er 1987 als Assistent von Claudio Abbado beim Gustav Mahler Jugendorchester. Schnell nahm die Karriere am Pult ihren Lauf: 1989 debütierte er mit der Operette „Die Fledermaus“ an der Wiener Volksoper, Anfang der 1990er-Jahre war er Erster Kapellmeister am Opernhaus Zürich, begann seine enge Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern und gewann den Europäischen Dirigentenpreis. In der Folge war er einer der Hauptdirigenten des MDR-Sinfonieorchesters, Erster Gastdirigent des Philharmonischen Orchesters Oslo und für ein Jahr Leiter der Norwegischen Nationaloper.

Orchesterchef und Familienmensch

Anfang des neuen Jahrtausends übernahm Manfred Honeck eine Chefdirigentenposition nacheinander: Von 2000 bis 2006 war er Chef des Schwedischen Rundfunksinfonieorchesters, ab 2007 für vier Spielzeiten Generalmusikdirektor der Stuttgarter Staatsoper und Chef des Staatsorchesters Stuttgart. Seit der Saison 2008/09 ist er Musikdirektor des Pittsburgh Symphony Orchestra im US-Bundesstaat Pennsylvania, wo sein Vertrag 2021 bis zur Spielzeit 2027/28 verlängert wurde. Wenn er nicht gerade in Pittsburgh tätig ist oder seinen Engagements als Gastdirigent nachgeht, lebt Manfred Honeck mit seiner Frau in Vorarlberg. Das Paar hat sechs Kinder, von denen mindestens eines die Begeisterung der Eltern für Musik teilt: Sohn Matthias ist Geiger der Wiener Symphoniker.

Portrait von Manfred Honeck in dem er nach links schaut
© Todd Rosenberg
Portrait von Manfred Honeck mit Blick in die Kamera
© Todd Rosenberg

Leicht und spritzig, fesch und charmant

Womit wir wieder bei unserem Konzert der Bamberger Symphoniker zum 200. Geburtstag des Wiener Walzerkönigs wären. Nach der brillanten Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ seines Zeitgenossen und Landsmannes Franz von Suppé zur Eröffnung folgt eine regelrechte Hitparade schönster Walzer, Polkas und Ouvertüren des Jubilars – alles leicht und spritzig, fesch und charmant. „Es ist ein großes Vergnügen“, sagt Manfred Honeck, „mit diesem großartigen Orchester diese leichte Musik zu machen. Wenn ich leicht sage, so heißt das aber nicht, dass es leicht zu spielen ist. Gerade das, was leicht klingt, wird erst nach mühevoller Arbeit leicht klingen. Es erfordert ein unglaubliches Einfühlungsvermögen der Orchestermusiker. Das Rubato-Spiel, damit meine ich dieses Vorwärtsgehen und Zurückgehen, dieses nicht mathematische Spiel, das ist gerade hier ganz, ganz besonders erforderlich!“

Vokale Glanzlichter

Für solistische Glanzlichter im Vokalen sorgt die junge, noch keine 30 Jahre alte Sopranistin Jasmin Delfs, geboren in Eutin, ausgebildet an der Musikhochschule Lübeck. Nach Engagements an der Hamburger Kammeroper und am Internationalen Opernstudio der Bayerischen Staatsoper ist sie seit der Spielzeit 2024/25 Ensemblemitglied der Semperoper Dresden. Beim Bayreuth Baroque Opera Festival erschien sie im September 2024 in der Titelrolle von Porporas „Iphigenie in Aulis“. In Erlangen singt sie zwei Couplets aus „Die Fledermaus“ sowie Liebeslieder aus Operetten von Robert Stolz und Franz Lehár. Also, im Strauss-Konzert der Bamberger Symphoniker unter Manfred Honeck keineswegs nur „alles Walzer“!

Text: Klaus Meyer