Joshua Bell
Gute Freunde trifft man immer wieder gern. Das gilt auch für Künstler wie Joshua Bell und die Academy of St Martin in the Fields. Das Dreamteam des leitenden Geigerweltstars mit dem beliebten britischen Kammerorchester wurde nunmehr zum fünften Mal vom gVe eingeladen und hat erfreulicherweise erneut zugesagt.
Es ist nicht nur enorm praktisch, wenn der Solist zugleich Orchesterleiter ist und seinen orchestralen Partner seit Jahrzehnten kennt, sondern es bringt auch eine musikalische Vertrautheit mit sich, von der alle Seiten – Solist, Orchester und Publikum – profitieren. Seit 2011/12 leitet Joshua Bell das vielleicht berühmteste Kammerorchester, die Academy of St Martin in the Fields, und er ist Nachfolger des legendären Gründers Sir Neville Marriner. Es fließt eine „andere Energie“, und das bestätigt nicht nur der 58-jährige Bell, wenn er als primus inter pares vom ersten Pult aus das Orchester leitet. Die seit vielen Jahren bestehende intensive, gemeinsame Zeit zwischen Bell und dem Orchester bringt musikalische Vertrautheit und Sicherheit mit sich, die eine Entwicklung auf höchstem Niveau zufolge hat.


© Shervin Lainez
Joshua Bell musiziert ansonsten mit den besten Orchestern und Dirigenten der Welt und genießt das Musizieren mit der Academy of St Martin in the Fields besonders, da es außerordentlichen Gestaltungsfreiraum bietet: So wird er diesmal in Erlangen die Premiere eines Satzes aus dem fünfsätzigen Violinkonzert „Elements“ geben, das Bell während der Coronapandemie bei fünf amerikanischen Komponisten in Auftrag gegeben hat (Uraufführung in der Elbphilharmonie am 1. September 2023). Bell spielt in Erlangen aus den „Elements“ den wunderbar meditativen Satz „Earth“ von Kevin Puts. Mozarts Sinfonie Nr. 25 (KV 183) wird auch „kleine“ g-Moll-Sinfonie genannt. Die dahinstürmende, leidenschaftliche Sinfonie des erst 17-jährigen Mozarts wurde einem größeren Publikum durch Miloš Formans Verfilmung von Peter Shaffers Theaterstück „Amadeus“ bekannt. Übrigens spielte die Academy of St Martin in the Fields auch die Filmmusik zu dem prämierten Film von 1984 ein.
Der Begriff Kammerorchester lässt sich bei der Academy of St Martin in the Fields so nicht mehr eingrenzen:
Bei seiner Gründung 1958 war das Orchester ausschließlich auf die Epoche des Barock ausgerichtet. Das änderte sich im Lauf von mehr als 65 Jahren evident: Inzwischen weist die Academy of St Martin in the Fields an die 600 Aufnahmen vor und ist damit das am meisten aufgenommene (Kammer-)Orchester weltweit. Filmmusik gehört dabei genauso zum Repertoire wie große Sinfonien der Romantik. So wächst das Orchester heute – nach Repertoire-Bedarf – auf sinfonische Größe von etwa 70 Musikerinnen und Musikern an, musiziert quer durch die Epochen und Genres. Auch beim gVe-Konzert wird dies wieder der Fall sein: Denn mit Johannes Brahms´ Violinkonzert bildet sinfonische Größe die besetzungstechnische Voraussetzung. Ja, und die berühmte Stradivari Gibson ex Huberman von 1713, die Joshua Bell gehört, ist natürlich eine weitere klangliche Preziose, die dieses Programm exquisit auszeichnet.


Freuen Sie sich auf die „100 Prozent“, die Joshua Bell nach eigenem Bekunden immer gibt: „Man muss das Orchester mit seiner Haltung überzeugen. Ich hoffe, dass das Orchester mich so sehr mag, wie ich das Orchester mag. Nach den vielen Jahren des zusammen Musizierens kommt es mir oft so vor, als wären wir eine Familie.“