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Quatuor Hermès

Wo

Palais Stutterheim, Innenhof, Erlangen

Tag

Uhrzeit

Besetzung

Omer Bouchez, Violine
Elise Liu, Violine
Lou Yung-Hsin Chang, Viola
Yan Levionnois, Violoncello

Programm

Giovanni Sollima
Federico II aus „Viaggio in Italia”

Garth Knox
„Satellites“

György Kurtág
Officium Breve in Memoriam Andrae Szervánzky op. 28

Ludwig van Beethoven
Streichquartett Nr. 7 F-Dur op. 59/1

© Lyodoh Kaneko
© Lyodoh Kaneko

Werke von Beethoven, Kurtág, Sollima und Knox

Das Streichquartett hat in der zeitgenössischen Musik nichts von seiner Aura eingebüßt, auch wenn es zeitweise als elitär verpönt war. In unerHÖRT! sind Streichquartette mit epochenübergreifendem Repertoire regelmäßig zu Gast – diesmal das fantastische französische Quatuor Hermès, dem die New York Times eine „packende Verbindung von Entschlossenheit und Tiefe“ attestierte. Es konfrontiert den Klassiker Beethoven mit drei Komponisten unserer Tage.

Etwa mit dem Iren Garth Knox, den Pierre Boulez als jungen Bratscher in sein Ensemble intercontemporain geholt hat, und der danach Mitglied im Arditti Quartet war, einer Pionierformation im Hinblick auf das Streichquartett in der zeitgenössischen Musik. Kein Wunder, dass Garth Knox auch als Komponist ein besonderes Faible für diese Besetzung hat. Sein Stück „Satellites“ entstand im Auftrag des legendären Kronos Quartets aus San Fransisco, ebenfalls wegweisend in der Neuausrichtung der altehrwürdigen Gattung auf Gegenwart und Zukunft. Das Kronos Quartet hat im Rahmen seines Projekts „50 for the future“ fünfzig Komponisten beauftragt, jeweils ein neues Werk zu schreiben. Aber nicht für sich selbst, sondern für eine Veröffentlichung im Internet. Jedes Streichquartett kann sich die Noten dort herunterladen und die Werke einstudieren – ohne rechtliche Hürden oder die Angst, die teuren Noten umsonst gekauft zu haben, falls das Stück doch zu schwer sein sollte. „Satellites“, der Beitrag von Garth Knox, beschäftigt sich mit astronomischen Phänomenen; Titel und Satztitel deuten es an: „Geostationary“, „Spectral Sunrise“ und „Dimensions“.

Auch der italienische Komponist Giovanni Sollima kam über seine Tätigkeit als Instrumentalist zur Komposition. Bei ihm war es das tiefste Instrument des Streichquartetts, das Cello. Seine musikalische Reise durch Italien, der Zyklus „Viaggio in Italia“, enthält eine Hommage an „Federico II“, den deutschen Kaiser Friedrich II., der überwiegend in Sizilien residierte und dort an seinem Hof viele Gelehrte und Wissenschaftler um sich scharte. 

Schließlich widmet sich das Quatuor Hermès mit György Kurtág einem Komponisten, der in seiner ausdrucksstarken Knappheit, in seiner Fokussierung auf das Wichtige und Entscheidende inzwischen zu einem Klassiker der Neuen Musik geworden ist. Sein „Officium Breve in Memoriam Andrae Szervánzky“ ist eine Trauermusik für seinen Freund und Weggefährten Endre Szervánzky, der 1959 das erste dodekafone Werk im kommunistischen Ungarn geschrieben hatte. Musikalisch gesehen ist Kurtágs „Officium“ aber mindestens ebenso sehr eine Hommage an Anton Webern, den er sehr verehrt, und mit dessen musikalischem Material er ausgiebig in seiner Komposition spielt. Höchst artifizielle Stimmführung auf knappstem Raum, das ist Weberns Vermächtnis in den Augen von György Kurtág, dem er in seinem „Mini-Requiem“, wie er es selbst nannte, seine Reverenz erweist.

Text: Wolfgang Schicker

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Dieses Konzert wird vom Bayerischen Rundfunk – BR Franken mitgeschnitten und zu einem späteren Zeitpunkt auf BR-KLASSIK gesendet