Im Austausch mit Geschäftsführer Julian Fischer und Fotograph Jürgen Hinterleithner

von Sabine Kreimendahl

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogbeitrags,

längst war es an der Zeit, dass die exzellenten Konzerte des gVe einen Nachhall nicht nur in Pausengesprächen, in persönlichen Erinnerungen, in der Tageszeitung bekommen, sondern auch in einer eleganten, sehr lebendigen Form. Das dachte ich mir schon seit längerem, zumal ich ein Faible für gute Fotographien, Kunst, Bilder generell habe.

Die erlebte Freude, Auseinandersetzung mit der Musik, die Begegnung mit den Weltstars und herausragenden Orchestern, Ensembles dürfte damit auch für viele Konzertbesucher nochmals nachhaltiger sein, wenn sie im greifbaren, sichtbaren Bild zum Ausdruck kommt – so mein Gedanke.

Aus diesem Grund und aus tiefer Zuneigung zum gVe und seinen Veranstaltungen trug ich schon länger die Idee eines Konzertkalenders in mir.

ürgen Hinterleithner, Julian Fischer und Sabine Kreimendahl halten stolz den neuen gVe-Kalender 2026 in der Heinrich-Lades-Halle in die Kamera

Alleine war das nicht zu bewerkstelligen, zu vielfältig und aufwendig waren die Aufgaben, die Details. Mein Anspruch war ein professioneller Kalender.

Ich tauschte mich mit einem Freund, Bernd Jung, aus, der fotographisch auch professionell unterwegs ist. Der verwies mich auf Jürgen Hinterleithner – wie Bernd auch gVe-Mitglied und Musikliebhaber. Er fragte nicht nach Konditionen oder Bezahlung, er sagte einfach spontan zu – welche Freude!

Wir trafen uns mit Julian in der Geschäftsstelle und die Vorbereitungen, Terminierungen begannen vor gut einem Jahr. Aufnahmen mussten im Austausch und mit der Genehmigung der Künstleragenturen, in Rücksprache mit den Künstlern selbst vorbereitet werden. Denn nicht alle Künstler sind in der knappen Probenzeit unmittelbar vor dem Konzert bereit, sich fotografieren zu lassen.

Jürgen wollte keine Hochglanz-Studiobilder wie sie die Konzertagenturen in Perfektion anbieten, sondern den Blick hinter die Kulissen, die Momente der Vorbereitung, der Anspannung, der Arbeit vor den glanzvollen Auftritten. Dabei geben die Musiker einen ganz anderen Blick auf ihre Persönlichkeit frei.

gVe-Kalender Januar: Sir András Schiff sitzt in sich gekehrt vor dem Konzert auf den Besucherplätzen, Foto von Jürgen Hinterleitner

Es ist Jürgens unermüdlichem, künstlerisch hochprofessionellem fotografischen Einsatz, seiner menschlich angenehmen, sensiblen Art zu verdanken, dass viele Musiker zu diesem Wagnis bereit waren.

Sandra Gumbrecht hat dem Kalender im eleganten Layout den letzten Schliff im charakteristischen gVe-Label verliehen. Auch ihr an dieser Stelle herzlichen Dank für gute, konstruktive Ideen!

Lesen Sie selbst, liebe gVe-Mitglieder, liebes Publikum über unser Projekt, auf das wir stolz sind und das Sie gewissermaßen durch das Jahr 2026 begleiten wird.
Es steckt viel Idealismus darin.

Wir wünschen uns, dass Sie diese Idee weitertragen, den gVe tatkräftig und mit Spenden und Förderung als Mitglied begleiten. Nur so haben wir die Chance unsere großartige Konzertkultur beizubehalten, den Alltag, schwere Zeiten durch wunderbare Musikerlebnisse leichter zu tragen. Musik verbindet die Menschen oder wie Schiller-Beethoven in der 9. Symphonie verkünden:

„Alle Menschen werden Brüder, wo dein holder Flügel weilt“.

Lassen Sie sich begeistern – von der Musik und von den Bildern!

Herzlich – Ihre Sabine Kreimendahl

gVe-Kalender März: Martynas Levickis schaut verschmitzt in den Spiegel, Foto von Jürgen Hinterleitner

Und nun zum Werkstattgespräch mit Julian Fischer (JF) und Jürgen Hinterleithner (JH):

SK: Mal ganz ehrlich: Was dachtest du dir, als ich dir meinen Vorschlag eines Kalenders machte?
JF: Zuerst einmal war ich sehr erfreut, dass wir das Geschehen beim gVe festhalten und auch sinnvoll nutzen können. Ich war allerdings skeptisch, ob wir genug Möglichkeiten für besondere Fotos bekommen. Das ist bei den knappen Zeitplänen der Musiker*innen ja alles andere als einfach.

SK: Was hat dich dann doch veranlasst, dem zuzustimmen?
JF:
Es war den Versuch wert

SK: Hast du das Jürgen und mir zugetraut?
JF:
Dich kenne ich ja schon länger. Da hatte ich keine Sorge und Jürgens Fotografien haben mich direkt überzeugt.

SK: Wie fandest du unsere Treffen, die Entwicklung bis zum fertigen Kalender?
JF:
Immer konstruktiv und glücklicherweise waren wir uns quasi immer einig.

SK: Was sagte der Vorstand dazu? 
JF:
Der Vorstand fand die Idee von Anfang an super, aber konnte sich – wie ich anfangs auch – erstmal nicht viel darunter vorstellen.
Jetzt, wo das fertige Produkt vorliegt, ist das deutlich einfacher.

gVe-Kalender Juli: Christiane Karg kurz vor dem Auftritt in der Umkleide, Foto von Jürgen Hinterleitner

SK: Wie kam es zu der Entscheidung – trotz der Produktionskosten – den Kalender gratis auszugeben gegen Spende? Ist das nicht heikel? Unter ungünstigsten Umständen würden nicht einmal die Druckkosten gedeckt.
JF: Uns war es wichtig, dass dieser wunderbare Kalender auch verwendet wird.
Mit einem festen Preis hätten wir geringer Verdienende ausgeschlossen, sodass manche vom Kauf Abstand genommen hätten. Da ist es für uns hilfreicher, wenn der Kalender an möglichst viele – auf freiwilliger Spendenbasis – verteilt wird.
Außerdem ist bei einer Spende der Zweck klar: Wir verwenden den Betrag 1:1 für die Finanzierung unserer Konzerte, womit jeder, der für den Kalender spendet, den gVe und das Erlanger Kulturleben direkt fördert.

SK: Wo und wie werden die Kalender vertrieben?
JF: Bei allen gVe Konzerten in der Heinrich-Lades-Halle bis Jahresende sowie in unserer Geschäftsstelle.

SK: Was verspricht sich der gVe von dieser Aktion?
JF: Es ist natürlich eine schöne Form der Werbung. Zudem erhalten die Menschen Einblicke hinter die Kulissen und das Schaffen der Musikerinnen und Musiker. Das ist doch interessant. Im Idealfall werden unsere Konzerte noch mehr wertgeschätzt und besucht. Wir – der Vorstand und ich – freuen uns sehr über dieses Projekt.

Jürgen Hinterleithner ist Diplom Designer (FH). Er fotografiert Menschen für Werbung und Industrie, aber auch künstlerischen Projekte liegen ihm sehr am Herzen. Sein Projekte führen ihn immer wieder ins Ausland. Hinterleithners künstlerischen Arbeiten wurden bereits in verschiedenen Städten Deutschlands ausgestellt.

Erfahren Sie mehr über diesen außergewöhnlichen Fotokünstler unter: www.hinterleithner.de

SK: Lieber Jürgen, was hat dich an der Aufgabe gereizt, Fotografien für einen gVe-Kalender zu machen?
JH: Musik spielt in meinem Leben eine große Rolle. Wenn ich meine zweite große Leidenschaft, die Fotografie, damit verbinden kann, ist das etwas Besonderes.
Wenn man mit den großen Stars der Klassischen Musik arbeitet, braucht es Fingerspitzengefühl und eine genaue Vorstellung davon, was man erreichen möchte, wie ein Bild aussehen soll. Diese Herausforderung habe ich sehr gerne angenommen.
 
SK: Welcher Aufwand war damit verbunden?
JH: Die Fotografie selbst war gar nicht so aufwändig. Die Lichtverhältnisse in der Heinrich-Lades-Halle sind zwar nicht einfach, aber es ist eine Fotoreportage: Hier muss man die Situationen nehmen, wie sie kommen. Im Nachgang dann das eine, richtige Motiv aus einer Menge von mehreren 100 Fotos auszuwählen – das ist aufwändig und braucht viel Zeit!

gVe-Kalender September: Kit Armstrong kurz vom seinem Auftritt, Foto von Jürgen Hinterleitner


SK: Wo lagen die Schwierigkeiten?
JH: Ich wusste ja welcher Künstler oder welche Künstlerin nach Erlangen kommt.
Ich wusste aber nicht, welcher Mensch mir da begegnen wird. Vielleicht ist er vom Fotografieren wenig angetan? Das ist erst einmal spannend. Glücklicherweise waren aber fast alle Kunstschaffenden entspannt und nahbar.
 
SK: Was war dein Anliegen bei den Bildern?
JH: Mich hat schon immer interessiert, was um die Konzerte herum eigentlich hinter den Kulissen passiert. Wir als Konzertbesucher erleben die Künstler meist nur beim Betreten der Bühne, ihren Auftritt und ihrem Abgang unter Applaus. Doch in den zwei Stunden vor dem Auftritt passiert so vieles, wovon das Publikum in der Regel nichts mitbekommt, was aber hochinteressant ist: Ankunft in der Halle, Treffen von anderen Musikern, Anspielprobe, Vorbereitung auf das Konzert, Zurechtmachen, Kontemplation, das wollte ich gerne zeigen, das ist das Thema.

SK: Was versprichst du dir von dem Kalender für den gVe?
JH: Ich hoffe dazu beitragen zu können, den gVe als Bühne für die Weltstars der Klassischen Musik noch bekannter zu machen, als das ohnehin schon der Fall ist. Schön wäre es, wenn wir durch die Verbreitung des Kalenders einen Beitrag zur Finanzierung des Konzertbetriebs leisten!
 

gVe-Kalender Dezember: Daniel Hope beim dirigieren, Foto von Jürgen Hinterleitner